Schritt für Schritt zur neuen Elektroinstallation im Altbau
Ein Altbau hat Charme, aber leider häufig auch einige Baustellen. Das betrifft nicht nur die Bausubstanz als solche, sondern genauso die Elektroinstallation im Haus. Denn selbst wenn diese noch in einem vertretbar guten Zustand ist, entspricht sie meist nicht mehr den heutigen Komfortansprüchen – von den geforderten Sicherheitsstandards ganz zu schweigen.
Die Sanierung eines Altbaus geht daher in der Regel Hand in Hand mit der Sanierung der Elektroinstallation. Das ist aus Sicherheitsgründen sinnvoll und schafft zudem leistungsfähige elektrotechnische Infrastrukturen, die modernen Ansprüchen genügen. Die Elektrosanierung verursacht natürlich Kosten. Deren Höhe hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Neben der geplanten Ausstattung, sind das zum Beispiel Alter und Größe des Gebäudes. Hager bietet mit dem Energiekompass ein hilfreiches Tool zur Berechnung der Elektroinstallation. Obwohl jedes Bestandsgebäude seine ganz eigenen Voraussetzungen und Herausforderungen an eine solche Sanierung mit sich bringt, sind einige grundlegende Aspekte und Arbeitsschritte immer zu beachten. Wir erklären Schritt für Schritt den Weg zu einer zukunftsfähigen Elektroinstallation im Altbau.
Problemfall
veraltete Elektrotechnik
Ein nicht unbeträchtlicher Teil des heutigen Wohnungsbestands in Deutschland ist zwischen 1949 und 1978 entstanden. Selbst wenn diese Gebäude über die Jahre saniert und renoviert wurden, ist das für die neuen Eigentümer längst keine Garantie, dass das auch für die Elektroinstallation im Altbau gilt. So müssen sie oft noch die Hauselektrik erneuern. Tatsächlich finden sich in Altbauten häufig vielfältige Probleme: von überalterten Isolierungen über unzureichende Leitungsquerschnitte bis hin zu offenen Kontakten, veralteten Verteilerdosen und ähnlichem. In einem solchen Zustand ist die elektrotechnische Ausstattung ein großes Sicherheitsrisiko – zum Beispiel im Hinblick auf Hausbrände.
Bei einer ersten Bestandsaufnahme können die Experten beurteilen, wie umfangreich die Sanierung der Elektroinstallation sein muss: Reicht vielleicht eine Teilsanierung, weil verschiedene Komponenten nach heutigen Maßstäben ihren Zweck noch erfüllen? Oder braucht es eine Vollsanierung, bei der der Altbau eine völlig neue Anlage erhält? Da nicht nur Sicherheitsbelange, sondern auch Komfort und Energieeffizienz von immer größerer Bedeutung bei der Planung und Umsetzung von Elektroinstallationen sind, lohnt sich in jedem Fall ein genauer Blick auf die Möglichkeiten, die sich im Zuge einer Sanierung ergeben.
Maßnahmen zur Umsetzung der
Elektrosanierung im Altbau
Eine neue oder teilweise neue Elektroinstallation zu planen und zu kalkulieren ist eine komplexe Aufgabe, bei der zahlreiche Aspekte berücksichtigt werden müssen: Voraussetzungen im betreffenden Gebäude, baulicher Aufwand, einzuhaltende Standards und Vorgaben, individuelle Wünsche, Budgetfragen – alle diese Faktoren stecken den Rahmen ab, in dem die Neuinstallation ausgeführt wird.
Wir zeigen, wie Schritt für Schritt die geeigneten Maßnahmen für eine zukunftsfähige Elektroinstallation für den modern ausgestatteten Altbau gefunden werden.
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Anlagen-Check: TNC oder TNS
Seit 1973 sind elektrotechnische Anlagen mit der sogenannten „klassischen Nullung“ (TNC-Anlagen) in Deutschland verboten. In entsprechend alten Gebäuden können diese Installationen jedoch noch vorgefunden werden. Unter diesen Voraussetzungen ist schon aus sicherheitstechnischen Erwägungen ein umfassende Komplettsanierung sinnvoll.
Diese umfasst:
- die Installation einer modernen Technikzentrale – am besten mit eHZ-Messung;
- den Rückbau der Messungen und alten Absicherungen in allen Räumen;
- die Verlegung neuer Steigleitungen, um aktuellen Brandschutzvorgaben und Normen zu genügen;
- den Aufbau einer neuen Stromkreisverteilung nach DIN 18015-2:20021-10 und RAL-RG 678, um heutige Komfort- und Sicherheitsanforderungen zu erfüllen.
Bei TNS-Netzen im Altbau gestaltet sich die Situation anders, denn ein solcher Bestand lässt sich gegebenenfalls im Rahmen einer Teilsanierung auf den neuesten technischen Stand bringen
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Bestandsschutz oder Eneuerung
Der Bestandsschutz für ältere Elektroinstallationen ist ein gängiges Argument, um Sanierungen gar nicht oder nur im absolut notwendigen Umfang durchzuführen. In vielen Fällen ist das legitim. Zum Beispiel, wenn
- die elektrotechnischen Anlagen den gültigen Normen und Bestimmungen entsprechen,
- die Folgenormen keine Anpassungen erfordern,
- die bestehenden Betriebs- und Umgebungsbedingungen sich nicht geändert haben,
- keine Gefahr für Personen, Tiere und Sachen besteht.
Im Zweifelsfall gilt dennoch, dass die Sicherheit immer Vorrang vor dem Bestandsschutz hat – auch wenn das umfangreichere Arbeiten und höhere Kosten bedeutet, die Elektroinstallation im Altbau zu erneuern.
Mit Blick auf eine zukunftsfähige Elektroanlage im Altbau ist eine Sanierung ebenfalls meist sinnvoll. Denn so können direkt die Voraussetzungen für die Energiespeicherung, Ladestationen für E-Autos und andere Funktionen geschaffen werden.
Abgesehen davon ist eine generelle Sanierung und Modernisierung in einem Altbau die beste Gelegenheit, die Elektroinstallation zu erneuern, um ein späteres Schlitzen und Aufstemmen der Wände zu vermeiden. Wenn ohnehin weitreichende Arbeiten Renovierungsarbeiten vorgesehen sind, können dabei gleich die notwendigen Unterputz-Maßnahmen vorgenommen werden. -
Mindestausstattung oder Plus-Ausstattungswerte?
Maßgeblich für die moderne Elektroinstallation sind die Vorgaben der DIN 18015 sowie der RAL-RG 678. Letztere geht über die Anforderungen der Deutschen Industrie-Norm hinaus, die sich bei der elektrotechnischen Ausstattung von Gebäuden auf Mindeststandards beschränkt.
Die RAL-RG 678 gibt darüber hinaus gehend an, wie eine Elektroinstallation mit Standard- bzw. Komfortausstattung aussehen kann. Ergänzend umfasst die Richtlinie drei Plus-Ausstattungswerte, die sich auf verschiedene Funktionsbereiche für die Gebäudesystemtechnik – wie Sicherheit, Schalten und Dimmen, Sonnenschutz etc. – beziehen.
Es geht außerdem darum, ganz grundsätzliche Punkte der Elektroplanung für das Haus zu klären. In erster Linie geht es dabei um die Anzahl und Positionierung von Steckdosen, Beleuchtungsanschlüssen und Stromkreisen. Berücksichtigt werden bei der Ausstattung unter anderem die gesamte Wohnfläche sowie die jeweilige Größe und Funktion der einzelnen Räume. Je höher der Ausstattungswert gewählt ist, desto größer ist beispielsweise die Zahl der geforderten Steckdosen.
DIN 18015 und RAL-RG 678 sind unerlässlich, um den Bedarf bei der elektrotechnischen Ausstattung frühzeitig einzuschätzen. Nachträgliche Anpassungen und Erweiterungen können so direkt in die Planung einfließen, um den baulichen Aufwand dafür zu einem späteren Zeitpunkt so gering wie möglich zu halten. Die Mindestausstattung sollte deshalb wenigstens für ausreichende Flexibilität sorgen, damit zum Beispiel smarte Funktionen möglichst einfach ergänzt werden können.
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Auf Putz oder unter Putz
Es ist eine grundsätzliche Frage: Sollen die Elektroleitungen unter Putz angebracht werden oder auf Putz? Bei Installationsarten haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, im Altbau hängt die Auswahl an verschiedenen Faktoren. Dazu gehört beispielsweise der Zustand der Elektroinstallation:
Ist eine weitgehende oder vollständige Erneuerung erforderlich, lohnt sich die Unterputz-Variante. Da die Wände nach dem Entfernen der alten Elektroinstallation mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin offen sind, ergibt sich die Möglichkeit, die neue Elektroanlage passgenau im ganzen Haus zu integrieren.
Geht es hingegen nur um eine Teilerneuerung, ist die Aufputz-Variante eine Option. Dann werden beispielsweise nur dort die Leitungen ausgetauscht, wo es wirklich notwendig ist – ohne dafür die Wände zu öffnen.
Unterputz-Installationen haben gegenüber der Aufputz-Ausführung den Vorteil, dass die Leitungen später unsichtbar in den Wänden liegen. Das wiederum hängt von der Beschaffenheit der Bausubstanz ab. Um Elektroleitungen unter Putz zu verlegen, braucht es eine Wanddicke von mindestens 11,5 Zentimetern (bei tragenden Wänden 24 Zentimeter).
Nicht zuletzt hängt die Entscheidung für eine der beiden Installationsformen vom verfügbaren Budget ab. Unterputz ist wegen des höheren baulichen Aufwands teurer als Aufputz-Installationen in Rohren oder Kabelkanälen. Ob die sichtbare Stromverteilung im Wohnbereich gewünscht ist, bleibt eine andere Frage.
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Vorausschauende Installation
Bei der Elektrosanierung im Altbau ist es sinnvoll, nicht nur die aktuellen Standards hinsichtlich Sicherheit und Komfort zu beachten. In der Planung sollten außerdem eventuelle Anpassungen berücksichtigt werden – aus vielerlei Gründen:
- Persönliche Bedürfnisse und Wünsche ändern sich mit der Zeit genauso wie technische Anforderungen. Eine vorausschauend geplante Elektroinstallation bietet daher Raum, neue Funktionen oder spätere Erneuerungen so einfach wie möglich durchführen zu können.
- Moderne Elektroanlagen werden immer komplexer und anspruchsvoller. Das gilt vor dem Hintergrund der Energiewende genauso wie für Smart-Home-Technologie. Sollten Energiespeicher, Energiemanagementsysteme und eine smarte Haussteuerung nicht schon Bestandteil der neuen Elektroinstallation sein, lohnt es sich in jedem Fall, diese Ergänzungen einzuplanen.
Dabei bieten sowohl Unterputz- als auch Aufputz-Installationen jeweils ihre Möglichkeiten für eine flexible, zukunftsfähige Elektroanlage. Leerrohre in den Wänden oder Kabelkanäle und Sockelleisten erlauben es, den Altbau auch zu einem späteren Zeitpunkt weiter an moderne Ansprüche anzupassen.
Kalkulation der Kosten
Bei der Planung der genannten Punkte spielen natürlich auch die Kosten für die Sanierung der Elektroinstallation eine Rolle. Diese setzen sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen, beginnend bei der Größe und dem Alter des Gebäudes. Eine auf das eigene Sanierungsprojekt ausgelegte Kosteneinschätzung, wie sie der Energiekompass von Hager liefert, ist daher ungemein praktisch. Zusätzlich zur Übersicht über die anfallenden Kosten findet sich hier die Möglichkeit, Kontakt zu Elektrohandwerkern herzustellen und sich über Fördermittel zu informieren.